Am 21. Januar 1924 starb Wladimir I. Uljanow an einem Gehirnschlag, er wurde nur 53 Jahre alt. Politische Macht im engeren Sinne hatte er nicht einmal sieben Jahre lang ausgeübt und dennoch hat Uljanow – besser bekannt unter seinem in der Emigration angenommenen Decknamen Lenin – zu weltgeschichtlichen Veränderungen maßgeblich beigetragen.
Der junge Uljanow, der 1879 im zentralrussischen Simbirsk in einer gutsituierten Familie geboren wurde, hatte sich frühzeitig den Ideen von Karl Marx zugewandt. Dies nicht zuletzt unter dem Einfluss seines älteren Bruders Alexander (1866–1887), der wegen seiner Beteiligung an einem geplanten Attentat auf Zar Alexander III. (1845–1894) verhaftet und schließlich hingerichtet wurde. Der jüngere Wladimir verschrieb sich seinerseits revolutionären Idealen und strebte den Sturz der Zarenherrschaft an. Dadurch ins Visier der zaristischen Geheimpolizei geraten, war er nach seinem Jurastudium mehrfach gezwungen im Exil Zuflucht zu suchen, nicht zuletzt im damaligen deutschen Kaiserreich. Lenin sprach von Kindheit an auch Deutsch. Als sich die im Zarenreich verbotene russische sozialdemokratische Partei aufgrund von Richtungsstreitigkeiten in der Emigration 1903 spaltete, wurde Lenin zur Führungsfigur der äußerst linken Abspaltung, der Bolschewiki. Nach langen Jahren des Exils konnte er mit deutscher Hilfe im Frühjahr 1917 in das gegen Ende des Ersten Weltkriegs zerfallende Zarenreich zurückkehren. Wider alles Erwarten gelang es ihm und seinen zunächst nur wenigen Gefolgsleuten im seit dem Herbst 1917 ausbrechenden Bürgerkrieg schließlich die Macht in Russland an sich zu reißen. Dabei wurde gegen tatsächliche oder vermeintliche politische Gegner von vornherein mit größter Brutalität und Skrupellosigkeit vorgegangen. So wurde auch die Ermordung des längst abgedankten letzten Zaren Nikolaus II. (1868–1918) und dessen ganzer Familie im Juli 1918 von Lenin mit veranlasst. In den letzten Jahren seines Lebens von schwerer Krankheit geschwächt, war er gleichwohl noch der maßgebliche Architekt der kommunistischen Diktatur in der entstehenden Sowjetunion.
Prof. Dr. Jörg Baberowski von der Humboldt-Universität zu Berlin gilt als einer der führenden Experten für die Geschichte Russlands und der Sowjetunion. Er wirft – 100 Jahre nach dessen Tod – einen Blick auf das Leben, das Wirken und das politische Erbe Wladimir I. Lenins.