Aus unserer Reihe: Locked-in-Literatur
Fjodor M. Dostojewski wird 1849 wegen angeblich staatsfeindlicher Aktivitäten im Petraschewski-Kreis verhaftet und zum Tode verurteilt. Nachdem er in letzter Sekunde durch Zar Nikolaus I. begnadigt wird, muss er die nächsten vier Jahre in Verbannung und Zwangsarbeit – die sog. »Katorga« - im sibirischen Omsk verbringen. Während dieser Lagerzeit entstehen die »sibirischen Hefte«, in denen der Autor seine Hafterfahrung dokumentiert. Diese dienen ihm später als Grundlage für seinen weltbekannten Roman »Aufzeichnungen aus einem toten Haus«, in welchem die Hauptfigur Alexander Petrowitsch wegen Mordes an seiner Ehefrau zehn Jahre Zwangsarbeit in Sibirien verrichten muss. Der Protagonist erlebt seitens der Mithäftlinge durch seine adelige Herkunft einen regelrechten Hass auf seine früheren Privilegien. Ebenso erfährt er die lebensunwürdigen Bedingungen im Lager, zu denen neben Strafen, körperlicher Arbeit bis zur Erschöpfung und katastrophalen Hygienezuständen auch eine Isolation und Selbstentfremdung gehört. Der Vortrag widmet sich diesen Erfahrungen und illustriert diese mit Textauszügen.