Reinhold Schneider (1903–1958) war einer der profiliertesten Vertreter der »Inneren Emigration« in NS-Deutschland. Mit seinen literarischen Geschichtsdarstellungen seit Beginn der 1930er Jahren (u.a. Die Hohenzollern. Tragik und Königtum, Leipzig 1933) einem größeren Publikum bekannt geworden, ging Schneider zwar nicht ins Exil wie viele andere Künstlerinnen und Künstler, ließ aber zugleich an seiner Distanz zu den neuen Machthabern keinen Zweifel. Er wurde mit seinen zum Teil auch insgeheim verbreiteten Schriften, die von einem entschiedenen Bekenntnis zum Christentum geprägt waren, zu einer wichtigen Bezugsperson für ungezählte Menschen. 1938 erschien sein Buch »Las Casas vor Karl V.«, das – im Gewand einer historischen Erzählung – eine klare Absage an jede Form rassistischer Diskriminierung und Verfolgung darstellte. 1941 wurde ihm ein vollständiges Publikationsverbot auferlegt, das er weiterhin immer wieder unterlief. Eine Hochverratsanklage gegen Schneider blieb im Frühjahr 1945 allein aufgrund des Zusammenbruchs des NS-Regimes folgenlos. In der unmittelbaren Nachkriegszeit galt Schneider als integre Autorität. Als er indes entschieden gegen die »Wiederbewaffnung« der jungen Bundesrepublik Stellung bezog, wurde er vielfach heftig angegriffen. 1956, kurz vor seinem frühen Tod, wurde Reinhold Schneider mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet, da er mit seinem Werk »im Leben des Einzelnen wie dem der Völker aus seiner christlichen Haltung das Gewissen anruft«, wie es in der Begründung der Jury heißt.
Wir erinnern an Reinhold Schneider anlässlich seines 120. Geburtstages am 13. Mai 2023.
In Kooperation mit: Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Düsseldorf e. V.