Veranstaltungsort: Westpreußisches Landesmuseum, Klosterstr. 21, 48231 Warendorf
Als die traditionsreiche und selbstbewusste Hansestadt Danzig, die bereits auf mehr als 800 Jahre Geschichte zurückblicken konnte, 1793 an das Königreich Preußen fiel, herrschte dort keine Begeisterung. Beim Anrücken preußischer Truppen, welche die Stadt für König Friedrich Wilhelm III. in Besitz nehmen sollten, kam es Ende April 1793 sogar zu bewaffnetem Widerstand. Dieser war allerdings vollkommen aussichtslos. Die preußische Herrschaft über die Stadt wurde infolge der französischen Besetzung noch einmal für einige Jahre unterbrochen (1807–1814), prägte dann aber durchgängig deren weiteres Geschick im 19. Jahrhundert. In dessen Verlauf wuchs Danzig zur modernen Großstadt heran – waren 1793 circa 37.000 Einwohner der Stadt preußische Untertanen geworden, so lebten am Vorabend des Ersten Weltkrieges 1914 dort bereits rund 140.000 Menschen. Deren Mehrheit nahm dann das durch die deutsche Niederlage und den Versailler Vertrag 1918/19 erzwungene Ausscheiden aus dem preußischen und damit auch dem deutschen Staatsverband wiederum ohne Begeisterung hin. Die Entstehung der völkerrechtlich unabhängigen Freien Stadt Danzig, die der Obhut des gerade erst gegründeten Völkerbundes unterstand, brachte eine Vielzahl von prekären Folgen mit sich. Die schwierige Stellung Danzigs blieb ein wesentlicher Punkt in den spannungsreichen deutsch-polnischen Beziehungen der Zwischenkriegszeit. Die Stadt rang nach innen und außen mit den Folgen der Abtrennung – die von deutscher Seite mit militärischen Mitteln erzwungene Rückkehr 1939 leitete im Zeichen der NS-Diktatur die tiefste Katastrophe der Geschichte Danzigs ein. Der Vortrag gibt, begleitend zur Sonderausstellung »Heimatgefühle. Danzig im Postkartenmotiv«, deren Exponate auch überwiegend aus diesem Zeitraum stammen, einen Überblick zu den wichtigsten Entwicklungen in Danzig zwischen dem 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.