Zwischen dem 17. Juli und dem 2. August 1945 tagten die Hauptsiegermächte des Zweiten Weltkrieges in Europa in Potsdam, unweit von Berlin also, der weitgehend zerstörten Hauptstadt des militärisch vollständig geschlagenen und militärisch besetzten Deutschen Reiches. Deutschland war von der nationalsozialistischen Diktatur befreit worden. Unmittelbar danach hatten die USA, Großbritannien und die Sowjetunion die förmliche Aufhebung der staatlichen Souveränität Deutschlands verkündet (»Berliner Erklärung« vom 5. Juni 1945).
Jetzt kamen die politischen Verantwortlichen dieser Hauptsiegermächte im symbolträchtigen Potsdam zusammen, um nicht nur, aber besonders auch über die Zukunft Deutschlands zu entscheiden. Eines der Ergebnisse der Zusammenkunft war der Artikel XIII des Potsdamer Konferenzprotokolls, der die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den bisher zum deutschen Staatsgebiet gehörenden Territorien östlich von Oder und Lausitzer Neiße sanktionierte. Faktisch waren damit die Weichen für eine dauerhafte Abtrennung der betroffenen Gebiete gestellt – auf einen erheblichen Teil, nämlich das nördliche Ostpreußen mit der traditionsreichen Hauptstadt Königsberg, erhob die Sowjetunion unter Diktator Josef Stalin direkt selbst Anspruch und setzte diesen auch durch.
Manfred Kittel, seit vielen Jahren als herausragender Experte für die Voraussetzungen und Folgen der Vertreibung der Deutschen aus dem historischen deutschen Osten ausgewiesen, nimmt in seinem Vortrag intensiver als dies bisher oft der Fall war die Traditionslinien der russischen Außenpolitik in den Blick, die auch für die stalinistische Sowjetunion maßgebliche Bedeutung hatten. Damit werden auch Fragen von höchster Aktualität berührt.