Josip Broz Tito (1892–1980) zehrte bis zu seinem Tod vom Nimbus des erfolgreichen Partisanenführers im Kampf gegen die deutschen und italienischen Besatzer sowie deren Verbündete in Jugoslawien. Der aus dem Ersten Weltkrieg hervorgegangene multiethnische Staat war 1941 besetzt worden. Schon während der Okkupation kam es zu einer Vielzahl von Kriegsverbrechen. Bald bildeten sich Partisanenverbände, die von der geographischen Unübersichtlichkeit des Landes profitierten und daher von den Besatzungstruppen nur schwer aufgespürt und bekämpft werden konnten. Allerdings gab es ebenso schon bald konkurrierende Gruppierungen von Partisanen, die durch scharfe weltanschauliche Differenzen voneinander getrennt waren – und die sich auch gegenseitig gewaltsam bekämpften. Tito stand an der Spitze der kommunistisch orientierten Partisanengruppen – zuletzt sollen sie rund 400.000 Personen umfasst haben, darunter auch eine beträchtliche Zahl von Frauen. Im Sommer 1943, also vor 80 Jahren, gelangte der Versuch von Wehrmachts- und SS-Verbänden, die zumeist im bosnischen Raum operierenden Tito-Partisanen zu zerschlagen, in der sogenannten »Schlacht an der Neretva« auf seinen Höhepunkt. Allerdings war der großangelegten Operation, trotz brutalsten Vorgehens, nur begrenzter Erfolg beschieden. Tito kämpfte weiter und konnte so später für sich in Anspruch nehmen, bei der Befreiung Jugoslawiens von den Besatzern eine entscheidende Rolle gespielt zu haben.
Was wenig bekannt ist: Deutsche kämpften nicht nur als Wehrmachts- und SS-Angehörige gegen die Partisanen in Jugoslawien, sondern eine erhebliche Zahl stand auch in deren Reihen. Zwar sind Zahlenangaben sehr schwierig, doch waren es schätzungsweise zwischen 2.000 und 6.000 überwiegend Männer, die gegen die Besatzer kämpften. Es handelte sich um »Volksdeutsche« aus der Region, die sich nicht zum Dienst in den deutschen Streitkräften zwingen lassen wollten (was Zehntausenden anderen geschah), um Deserteure, die nicht mehr für, sondern gegen Hitler kämpfen wollten und um Emigranten. Sie sind schwerlich auf einen Nenner zu bringen – ebenso wenig wie die überaus komplexe Entwicklung in Jugoslawien während des Zweiten Weltkriegs und danach auf einen Nenner zu bringen ist. Jedenfalls lohnt es sich, sich mit diesem bisher kaum beachteten Aspekt des Widerstandes gegen die NS-Herrschaft zu beschäftigen. Thomas Dapper tut dies schon länger und zeigt auf, was er ermitteln konnte.