Die mehrheitliche Orientierung der deutschen Minderheiten in Rumänien hin zum nationalsozialistischen Deutschland ab Mitte der 1930er Jahre sollte ungeahnte Konsequenzen mit sich bringen. Bedingt hauptsächlich durch die Assimilierungsbestrebungen Ungarns, aber auch durch die realpolitische Lage am Ende des Ersten Weltkriegs, als sich der Anschluss Transsilvaniens an Rumänien abzeichnete, stimmte die Mehrheit der deutschen Minderheiten infolge des Zusammenbruchs Österreich-Ungarns für einen Beitritt ihrer Siedlungsgebiete zum Königreich Rumänien. Die Zusicherung der rumänischen Seite, den deutschen Minderheiten eine weitgehende Autonomie zu ermöglichen, bestärkte die Deutschen in ihrer Entscheidung. Allerdings hielt die rumänische Regierung die vormals gegebene Autonomiezusage in dem angeschlossenen Gebiet nur teilweise ein und traf zudem Entscheidungen zulasten der deutschen Minderheiten.
Unter diesen Umständen entwickelte sich bei den Volksdeutschen aus Transsilvanien zunehmend ein Gemeinschaftsbewusstsein. Die sich bildenden regionalen und überregionalen Organisationen stärkten einerseits das Gemeinschaftsgefühl und wirkten andererseits den Ausgrenzungstendenzen des rumänischen Staates entgegen. Unter den organisierten Gruppierungen gab es auch welche mit nationalistischer Gesinnung, die eine stärkere Ausrichtung der deutschen Minderheit an das nationalsozialistische Dritte Reich anstrebten, indem sie das »nationale Erwachen» propagierten. Die Machthaber in Berlin erkannten schnell das nationalsozialistische Potenzial der deutschen Minderheiten in Rumänien und machten ihren Einfluss entsprechend geltend.
Die Entfremdung vom rumänischen Staat, die Identifizierung mit den Interessen des Dritten Reichs und das daraus resultierende Verhalten hatten verheerende Konsequenzen für die Deutschen in Rumänien. Diese mündeten letztlich in der nahezu vollständigen Aussiedlung aus dem kommunistischen Rumänien, und zwar gleich nach dem Zusammenbruch des Systems.
Der Vortrag wird durch eine Diskussionsrunde und einen Imbiss ergänzt.
Eine gemeinsame Veranstaltung von Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus und Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. – Kreisgruppe Düsseldorf