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(li.) Thomas Mann im Hotel Adlon in Berlin 1929 vor der Weiterreise nach Stockholm zur Entgegennahme des Nobelpreises (Bundesarchiv Bild 183-H28795) + (re.) Gerhart Hauptmann (Foto: Charles Scolik)
(li.) Thomas Mann im Hotel Adlon in Berlin 1929 vor der Weiterreise nach Stockholm zur Entgegennahme des Nobelpreises (Bundesarchiv Bild 183-H28795) + (re.) Gerhart Hauptmann (Foto: Charles Scolik)
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Bewunderung und Eifersucht. Thomas Mann (1875-1955), Gerhart Hauptmann (1862-1946) und die politischen Umbrüche des 20. Jahrhunderts. Zum 150. Geburtstag Thomas Manns

Seminar

Veranstaltungsort: Haus Schlesien, Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter-Heisterbacherrott

Am 22. März 1937 befand sich Gerhart Hauptmann (1862-1946) bei einem exklusiven Herrenausstatter im schweizerischen Zürich. Ein Angestellter machte ihn darauf aufmerksam, dass sich – zufällig – auch Thomas Mann (1875-1955) im Hause befinde und bot an, ein Treffen herbeizuführen. Hauptmann winkte ab. Auf einem anderen Stockwerk reagierte Thomas Mann auf das gleiche Anerbieten genauso. Beide waren demnach nicht bereit, die außergewöhnliche Situation für eine persönliche Wiederbegegnung zu nutzen. Und dies obwohl sich die beiden seit Jahrzehnten kannten, zeitweilig recht engen persönlichen und ausgiebig brieflichen Kontakt miteinander gehabt hatten. Der aus Schlesien stammende Hauptmann, Literaturnobelpreisträger von 1912, hatte für den eine Generation jüngeren Lübecker Mann früher sogar Vorbildfunktion gehabt, ja Mann hatte dem gemeinsamen Verleger Samuel Fischer (1859-1934) gegenüber emphatisch seine Bewunderung für Hauptmann bekundet und Fischer für die Vermittlung einer ersten persönlichen Begegnung überschwänglich gedankt. Das war bald nach dem Erscheinen von Thomas Manns erstem Roman „Buddenbrooks“ gewesen (1901), dessen nicht zuletzt Fischer überraschender großer Erfolg den jungen Autor erst bekannt machte. Da war Hauptmann längst der führende Dramatiker in Deutschland, ein Rang, den er spätestens seit dem spektakulären Eklat um sein in Schlesien spielendes Drama „Die Weber“ (Uraufführung am 25. September 1894) einnahm. Später war die Beziehung so eng geworden, dass es sogar (zuweilen feucht-fröhliche) Urlaubsbegegnungen der Familien Hauptmann und Mann gegeben hatte.

Und nun wollte Thomas Mann, seinerseits Literaturnobelpreisträger seit 1929, Hauptmann lieber nicht begegnen, umgekehrt dieser Mann auch nicht. Um dieses Ausweichen zu verstehen, muß man – neben manch einer persönlichen Verstimmung – insbesondere die politischen Wege nachvollziehen, welche die beiden international wohl bekanntesten deutschen Autoren seit 1933 eingeschlagen hatten. Um beide bemühte sich das frühe NS-Regime, obwohl beide sich nach 1918/19 eindeutig für die erste deutsche Republik positioniert hatten. Zu wichtig erschienen die beiden, als dass Propagandaminister Goebbels nicht den Versuch unternommen hätte, sie als Aushängeschilder zu instrumentalisieren. Thomas Mann indes verließ Deutschland im Frühjahr 1933, woraus dann schrittweise eine politisch fundierte Emigration wurde. Hauptmann blieb. Zum Zeitpunkt der Zufalls(nicht)begegnung in Zürich hatte sich Thomas Mann bereits öffentlich als herausragender Repräsentant der gegen den NS-Staat agierenden Emigration profiliert, Hauptmann war ein privilegierter Autor in NS-Deutschland, der allerdings hinter den Kulissen den Machthabern ebenso zwiespältig gegenüberstand wie diese umgekehrt ihm.

Das Seminar nimmt einerseits die Entwicklung des Verhältnisses von Gerhart Hauptmann und Thomas Mann in den Blick. Daneben werden – anlässlich des 150. Geburtstages von Thomas Mann – weitere Aspekte aus dessen schriftstellerischem und politischem Lebensweg thematisiert.

Programm:

Donnerstag, 30. Oktober 2025

13:30-13:45 Uhr: Begrüßung/Einführung (Nicola Remig, Haus Schlesien/Prof. Dr. Winfrid Halder, GHH/Heinrich-Heine-Universität)

13:45-14:30 Uhr: Meine Zeit – Thomas Manns Leben im historischen Kontext – ein Überblick (Halder)

14:30-14:45 Uhr: Kaffeepause

14:45-16:15 Uhr: Abenteuer oder Bildung: Lektüren im „Zauberberg“ (Prof. Dr. Michael Braun, Konrad-Adenauer-Stiftung/Universität zu Köln)

16:30-17:45 Uhr: Sommerliche Heimat – Thomas Mann, Nidden und die Kunst. Ein Bildbericht (Dr. Katja Schlenker, GHH/Universität zu Köln)

18:00-19:00 Uhr: Abendessen

19:30-21:00 Uhr: Thomas Mann heute. Bemerkungen eines Schriftsteller-Kollegen (Michael Zeller, Wuppertal) Öffentlicher Abendvortrag

Michael Zeller hat sich mit Literatur zunächst vor allem wissenschaftlich beschäftigt – so hat er seine Doktorarbeit über Teilaspekte des Werkes von Thomas Mann geschrieben. Auch sonst hat er sich intensiv mit dem Literaturnobelpreisträger von 1929 beschäftigt. Nach der Habilitation hat Zeller dann jedoch den ungewöhnlichen Schritt gewagt, Literatur nicht mehr nur analytisch als Wissenschaftler zu betrachten, sondern selbst literarisch zu schreiben. Daraus sind seither eine Vielzahl von Romanen, Erzählungen, aber auch Lyrikbände hervorgegangen. Für sein belletristisches Werk hat er zahlreiche Auszeichnungen und Preise erhalten, zuletzt den Georg-Dehio-Buchpreis (2022). So kann er gewissermaßen einen doppelten Blick auf Thomas Mann werfen – als Kritiker und Kollege.

Freitag, 31. Oktober 2025

09:00-10:30 Uhr: Gerhart Hauptmann (1862-1946) und Thomas Mann (1875-1955) – Zwei deutsche Literaturnobelpreisträger in den politischen Umbrüchen des 20. Jahrhunderts (Halder/Schlenker)

10:30-10:45 Uhr: Kaffeepause

10:45-12:15 Uhr: Zusammenbruch. Thomas Manns Deutschland-Roman „Doktor Faustus“ (Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Volkmar Hansen, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)

12:15-12:30 Uhr: Abschlussrunde

Teilnahmegebühr: 145 € pro Person (1 Übernachtung mit Frühstück, 1 Mittag- und 1 Abendessen, Pausenversorgung mit Kaffee, Mineralwasser, Gebäck), ohne Übernachtung 90 € pro Person, für Mitglieder des Vereins HAUS SCHLESIEN 125 € bzw. 80 €.

Begrenzte Teilnehmerzahl! Daher ist eine Anmeldung zwingend erforderlich unter kulturhausschlesiende oder 02244/886231

Bitte bei der Anmeldung das Stichwort »Thomas Mann« sowie Name(n) und Kontaktdaten angeben.