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Bild: © ZDF
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im Gerhart-Hauptmann-Haus

»Zur Person«. Günter Gaus im Gespräch mit Hannah Arendt

Hannah Arendt (1906–1975) beeinflusst bis heute stark das Denken in der politischen Philosophie in Europa und den USA. Die im ostpreußischen Königsberg aufgewachsene Denkerin aus einem jüdischen Elternhaus sozialdemokratischer Ausrichtung musste 1933 nach kurzzeitiger Gestapohaft aus NS-Deutschland fliehen und konnte schließlich 1941 in die USA emigrieren. Ihre wichtigsten Werke gelten der Analyse antidemokratischer Extremismen von rechts und links.

 

Hintergrund:

»Zur Person« – Günter Gaus (1929–2004) zum 20. Todestag

Er liegt nur wenige Fußminuten von seiner vielleicht wichtigsten politischen Wirkungsstätte entfernt begraben. Er wollte das so, der gebürtige Braunschweiger mit der langen Karriere als Journalist in Westdeutschland mit Stationen in München, Hamburg, Mainz, Baden-Baden und anderswo, er ruht im früheren Ost-Berlin. Und da nicht irgendwo, sondern auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof, wo eine imponierende Reihe von bedeutenden Persönlichkeiten aus Kultur und Politik seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts beigesetzt wurde, beispielsweise Karl Friedrich Schinkel, Georg W. F. Hegel und Johann Gottlieb Fichte oder später Bert Brecht und seine Ehefrau Helene Weigel. Vielleicht ist Günter Gaus manchmal dort spazieren gegangen, nachdem er im Juni 1974, also vor 50 Jahren, erster »Ständiger Vertreter« der Bundesrepublik Deutschland in der DDR geworden war. Denn sein Dienstgebäude, die Quasi-Botschaft des westdeutschen im ostdeutschen Staat, die aber nicht Botschaft heißen durfte, war eben nur eine Straßenecke entfernt. So sind wir bei unserer Berlin-Exkursion im vergangenen Oktober – für mich – unversehens auf das Grab von Günter Gaus gestoßen, einen merkwürdigen Verknüpfungspunkt der deutsch-deutschen Geschichte also.

Die Leitung der »Ständigen Vertretung«, die Gaus von 1974 bis 1980 innehatte, gehörte freilich gewissermaßen zu seinem »zweiten Leben«. Erst 1973 war Gaus aus dem Journalismus in die aktive Politik gewechselt. Seit 1969 war er zuvor Chefredakteur des politischen Magazins »Der Spiegel« gewesen, dann war er dem Ruf von Bundeskanzler Willy Brandt gefolgt und zunächst zum Staatssekretär im Bonner Kanzleramt ernannt worden. Noch als Journalist hatte er die »Neue Ostpolitik« der Regierung Brandt/Scheel kritisch, aber befürwortend begleitet, nun wurde er ein wichtiger Akteur bei deren Umsetzung, denn auch ein Neuansatz im deutsch-deutschen Verhältnis war damit verbunden. SPD-Mitglied wurde Gaus bezeichnenderweise erst 1976.

Die ersten journalistischen Erfahrungen hatte er schon als Münchner Geschichts- und Germanistikstudent in der unmittelbaren Nachkriegszeit gesammelt, seit 1953 war er hauptberuflich politischer Redakteur bei verschiedenen Print- und Rundfunkmedien. Größere Bekanntheit gewann Gaus, seit das damals noch junge ZDF die Sendereihe »Zur Person« in sein Programm aufnahm. Er hatte dabei jeweils eine herausragende Persönlichkeit aus Politik und Kultur als Gesprächspartner und profilierte sich rasch als versierter, wohlinformierter und umsichtiger Fragesteller. Die erste Sendung wurde – mit Ludwig Erhard, damals noch Bundeswirtschaftsminister – am 10. April 1963 ausgestrahlt. Insgesamt führte Gaus mehr als 200 derartige Gespräche (unter wechselnden Sendetiteln und teilweise auch für ARD-Sendeanstalten), viele davon erst nachdem er in den frühen 1980er-Jahren zum Journalismus zurückgekehrt war. Seine vorletzte Gesprächspartnerin war im Februar 2004 – wenige Wochen vor seinem Tod – Sahra Wagenknecht.

Die von Günter Gaus geführten Interviews gelten zu Recht als wichtige Zeugnisse der deutschen Zeitgeschichte im 20. Jahrhundert. Einige davon sind geradezu legendär – wie etwa das Interview mit der Philosophin Hannah Arendt. Nicht zuletzt mit zahlreichen Angehörigen der Gründergeneration der Bundesrepublik Deutschland hat Gaus gesprochen. In diesen Gesprächen wurde in der ersten Hälfte der 1960er-Jahre eine erste Zwischenbilanz der Entwicklung vorrangig in Westdeutschland knapp zwei Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs möglich. Außerdem spiegeln sie die aktuelle Situation in der Bundesrepublik in der Umbruchphase zwischen dem Ende der Ära Adenauer und der unmittelbaren Vorgeschichte der Bildung der ersten sozialliberalen Koalitionsregierung unter Bundeskanzler Willy Brandt.

Wir zeigen ausgewählte Beispiele aus der Sendereihe »Zur Person«. Zu Beginn wird jeweils eine knappe Einführung zu den beteiligten Personen und zur konkreten Gesprächssituation gegeben.

 

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