Lesung mit Michael Zeller
Dieser Aushilfslehrer habe »ein wenig Feuer und einen erfrischenden Windstoß von Anarchie« in die Schule gebracht – so erinnerte sich viel später Heinrich Böll an seine Begegnung als Schüler mit Gerhard Nebel (1903–1974). Dieser unterrichtete 1936/37 für kurze Zeit am damaligen Kölner Kaiser-Wilhelm-Gymnasium Alte Sprachen und Sport. Da war Nebel schon mehrfach angeeckt, ein erklärter Nazigegner. Später zur Wehrmacht einberufen, wurde der vielsprachige Nebel als Dolmetscher eingesetzt, so im besetzten Paris, wo er zum Kreis um Ernst Jünger gehörte – bis die nächste Strafversetzung erfolgte. In seinen Tagebüchern richtete er einen schonungslosen Blick auf die Realität des Krieges und den Charakter des NS-Regimes.
Michael Zeller, Gerhard Nebels Wuppertaler Schriftstellerkollege, stellt dessen lange Zeit zu Unrecht vergessenen Kriegstagebücher vor, die er 2010 neu herausgegeben hat.