ONLINEVERANSTALTUNG
»Es ist Sonnabend, der 3. März 1945. Die im Gutshaus einquartierte deutsche Nachrichtenformation bekommt morgens den Befehl zum Abrücken ...«. So beginnt das Tagebuch der pommerschen Gutsbesitzergattin Käthe von Normann. Drei Tage später wird ihr Mann, Philipp von Normann, von den Russen verschleppt. Mit einer nüchternen Schilderung hält Käthe, Mutter von drei Kindern, die Ereignisse rund um das Gut Barkow und die anliegenden Orte am Ende des Zweiten Weltkriegs fest. Sie beschreibt den Alltag von Flucht und Vertreibung, der ihre Familie zunächst aus dem Haus und später ganz aus der angestammten Heimat in Pommern zwischen Greifenberg/Gryfice und Plathe/Płoty trieb. »Wir haben uns alles schon immer sehr schwarz ausgemalt, es wird aber noch viel, viel schlimmer«, zitiert sie die Vorahnung ihres Mannes, der wenige Monate später in einem Lager in Schwiebus an Ruhr erkrankt und stirbt. Seine Frau bleibt auf sich allein gestellt und muss um das Überleben ihrer Kinder, der Verwandten und Nachbarn kämpfen. Das Tagebuch dokumentiert eindrücklich ein ostdeutsches Frauenschicksal zu Beginn der Nachkriegszeit.
Sabine Grabowski, Osteuropahistorikerin und Mitarbeiterin des Gerhart-Hauptmann-Hauses stellt das Tagebuch Käthe von Normanns vor, das erstmalig 1955 erschien, und liest Auszüge.
Aus unserer Reihe: 1945 um 19 Uhr 45 in 45 Minuten
Anmeldung unter sekretariat@g-h-h.de