Die zweisprachige Wander-Ausstellung dokumentiert das widerspruchsvolle Schicksal deutscher Hitlergegner und ihrer Familien in der Sowjetunion der Stalinzeit. Anfang der 1930er-Jahre kamen die Deutschen als Arbeitssuchende oder nach 1933 als politisch Verfolgte hoffnungsvoll in die Sowjetunion – Frauen und Männer als Facharbeiter, Journalisten, Lehrer, Mediziner, Künstler, Architekten. Ab 1936 änderte sich die Stimmung im Land, die Deutschen in der Sowjetunion wurden Opfer des staatlichen Terrors: ermordet vom NKWD oder in Straflager deportiert, verbannt auf lange Jahre nach Sibirien und Kasachstan oder zwangsweise eingewiesen in Kinderheime. Der Rückweg nach Deutschland war abgeschnitten, die Antifaschisten wurden zu doppelt Verfolgten. Das Kriegsende und die Befreiung vom Faschismus brachte vielen Exilanten aber nicht die erhoffte Freiheit: Erst in der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre konnten viele der in der Verbannung Lebenden ausreisen. Für sie war es die lang ersehnte Rückkehr in die Heimat, für ihre in der Sowjetunion sozialisierten Kinder ein schwerer Neubeginn im fremden Land.
Die gezeigten Fotos, Familienporträts und historischen Dokumente des Staatsterrors kommen aus dem Familienbesitz der Betroffenen und aus deutschen und russischen Archiven, gesammelt und aufbereitet von Hinterbliebenen der Opfer und Historikern – Initiatoren eines 2008 gegründeten Arbeitskreises zum Gedenken an die im sowjetischen Exil verfolgten deutschen Antifaschisten unter dem Dach der Berliner VVN-BdA. Parallel zu der von Inge Münz-Koenen und Dr. Wladislaw Hedeler konzipierten Ausstellung erscheint ein gleichnamiger Ausstellungsband.
Laufzeit der Ausstellung: 11. September – 22. Oktober 2020
In Kooperation mit: Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde e. V. DGO