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Kaiser Marc Aurel (121-180) ist wohl der römischen Herrscher, dem es am nachhaltigsten gelungen ist, sich im Gedächtnis der Nachwelt als Autor festzusetzen. Seine »Selbstbetrachtungen« sind im gegenwärtigen deutschsprachigen Buchhandel gleich in mehr als einem Dutzend Ausgaben verfügbar – dass ein Buch annähernd zwei Jahrtausende nach seiner Entstehung immer noch ein großes Publikum erreicht, ist äußerst selten.
Marc Aurel, geboren am 26. April 121 – also vor 1.900 Jahren –, fiel schon als Kind durch seine außergewöhnliche Intelligenz und Wissbegier auf. Die wohlhabende römische Adelsfamilie ließ den Knaben durch die besten (und teuersten) Privatlehrer der Zeit heranbilden. Als 17-Jähriger wurde er von Antoninus Pius adoptiert, der bald darauf als Nachfolger Hadrians römischer Kaiser wurde. Seither galt Marc Aurel als designierter Nachfolger im Kaiseramt, dem Antoninus Pius weiterhin die bestmögliche intellektuelle Ausbildung zukommen ließ. Im Frühjahr 161 wurde Marc Aurel tatsächlich selbst Kaiser, hätte gerne die Friedenspolitik des Antoninus Pius fortgesetzt und sich daneben weiterhin seinen philosophischen Studien gewidmet. Eines war der hochgebildete Mann nämlich nicht: ein Militär. Dennoch zwangen ihn nicht die zuletzt die Vorstöße germanischer Stämme gegen die römische Reichsgrenze entlang der Donau gleich eine ganze Reihe von Kriegen zu führen. Gegen die Markomannen, einen der immer wieder Raubzüge auf Kosten der römischen Grenzprovinzen veranstaltenden Stämme, dessen Siedlungsgebiet im heutigen Böhmen und Mähren lag, ließ Marc Aurel nach 170 auch Teile der Legio I Minervia aufmarschieren. Das bedeutete, dass die hartgesottenen Berufssoldaten aus ihrem im heutigen Bonn gelegenen Legionslager bis in Gebiete vorstießen, die heute zu Tschechien beziehungsweise zur Slowakei gehören. Zu Fuß, wohlgemerkt, und schwer bewaffnet.
Marc Aurel starb am 17. März 180 in einem Militärlager an der Donau, möglicherweise im heutigen Wien. Der Krieg gegen die Markomannen war noch nicht beendet, die Gefahr für das Römische Reich noch nicht beseitigt – im Gegenteil. Der Kaiser hinterließ seinem Sohn und Nachfolger Commodus also eine schwierige Ausgangslage, an der dieser dann auch scheiterte. Zugleich hinterließ er mit den »Selbstbetrachtungen« ein Werk, das seine philosophischen und politischen Grundüberzeugungen widerspiegelt und das von vielen Generationen seither als eine Art »moralischer Kompass« für Menschen, die Macht ausüben, angesehen wurde und wird. Was könnte aktueller sein?